"Spiritualität der Redukiton"
Reflexion zum Thema Reduktion und Spiritualität von Richard Rohr
Aus "Das zündende Wort" von Richard Rohr.
Mit freundlicher Genehmigung des HERDER-Verlags
Der Begriff einer Spiritualität der Reduktion kommt von Meister Eckhart, dem mystischen, mittelalterlichen Dominikan-Mönch. Meister Eckhart sagte, dass das spirituelle Leben mehr mit Reduktion als mit Addition zu tun hat. Dennoch denke ich, dass Christen in unserer Zeit zum großen Teil in eine Spiritualität der Addition involviert sind. Das kapitalistische Weltverständnis ist das einzige, welches die meisten von uns kennengelernt haben. Wir sehen die Realitätt, Erfahrungen, Ereignisse, andere Menschen, Dinge - wirklich alles - als ein Objekt des Konsums. Die Natur des kapitalistischen Geistes ist, dass Dinge (und auch oft Menschen!) für mich da sind. Schlussendlich wird auch Gott zu einem Objekt des Konsums. Erinnert euch an den Stoßstangenaufkleber "Ich habe es gefunden"? Das heilige Eine wird zum "es", ein Fürwort, ein Ding. Selbst Gott wird zum Konsumobjekt, dass ich privat besitzen kann. Das ist sicherlich in jeder Religon Heresie. Man muss sich wundern, wenn wirkliche, wahre Spiritualität in dieser Kultur trotzdem möglich ist. Alles wird auf den Kopf gestellt und so auch ausgebrannt: Gott, die Bibel, die Sakramente, die Kirche, Menschen und Gebete. Alles ist dazu da um mein Ego aufzubauen und selbstzufrieden zu sein.