Erfahrungen von Männern auf ihrem spirituellen Weg
M. J. Egarter
Erich:
Spiritualität ist meine Praxis meine eigenene Begrenztheit zu überschreiten mich mit Ressourcen zu verbinden , die mir über die Reflexion und das kognitive Wissen nicht zur Verfügung stehen - mit Gott, dem Universum, meiner "inneren Stimme", meiner Intuition, alles Namen, die ineinander
überfließen.
Warum: Um ein bewutes und erfülltes Leben zu führen und meinen Beitrag zu einer Welt zu leisten, die den Respekt vor der natur und die Solidarität unteeinander selbstverständliche , überlebensichtige Grundlagen werden...
Klaus, 40 Jahre:
Plankenstein im September 04 war mein erstes Männer-Seminar. Das Zusammentreffen mit 84 Männern, die sich alle aufmachen bzw. schon unterwegs sind auf ihrer spirituellen Reise hat mich sehr tief beeindruckt und mir auch Mut gemacht, mich auf meine persönliche "Lebensreise" wirklich einzlassen.
Richard Rohr hat unter uns Männern ein Klima der Offenheit erzeugt und uns eine Vision vermittelt, die tief im spirituellem wurzelt und weit über das persönliche Leben hinausragt. Damit erfüllen sich gerade auch die Brüche und Tiefpunkte in unseren Leben mit neuem Sinn und Gnade.
Klaus, 35 Jahre:
Ich bin seit fast 3 Jahren in einer Männergruppe und habe seither viel über mich als Mann erfahren. Der gemeinsame Gedankenaustausch, das gemeinsame Aufarbeiten von Themen sowie gemeinsame Aktivitäten (z.B. Ahnenritual, Bau einer Schwitzhütte, Exkursionen in die Toskana) sind für mich ein sehr wertvoller Teil meines Lebens geworden. Die regelmäßige Teilnahme in der Männergruppe wirkt sich aber nicht nur auf mein "MannSein" aus, sondern auch auf den Umgang mit meinen Mitmenschen und meiner Familie.
Michael, 32 Jahre:
Unter "spirituelle Erfahrung" verstehen die meisten Menschen großartige, hoch emotionale Erlebnisse verbunden mit einem Gefühl totaler Verschmolzenheit mit der Welt, völligem inneren Frieden, tiefgründigstem Glück, usw. Die meisten meinen sie müssten mindestens einem brennenden Dornbusch begegnen, Asche aus dem Ärmel schütteln, eine Marien-Erscheinung haben oder wenigstens Gottes Stimme im Traum vernehmen, um sich "spirituell" nennen zu dürfen.
Ich wehre mich gegen solcherart überzogene Ansprüche, denn sie stempeln den Otto-Normalverbraucher zum spirituell unfähigen Wesen ab. - Als ob nur derartig außergewöhnliche Ereignisse, unter "spirituelle Erfahrung" zu zählen wären! Meine persönlichen spirituellen Erfahrungen sind "nichts Besonderes": Für mich ist jeder Moment, wo es mir gelingt im Jetzt zu sein, in der Wahrnehmung zu sein, und zB meinen Atem zu spüren, meinen Bauch zu spüren, oder die Atmosphäre eines Raumes, die Freude meines Sohnes, die Zuwendung eines Mitmenschen, etc. zu spüren, UND NICHT in Gedanken, Negativität oder Emotionalität gefangen zu sein, ein spirituelles
Erlebnis.
Im Hebräischen heißt Gott "Jaah-weeh" und wird sehr, sehr weich ausgesprochen. Dieser Name ist dem Geräusch, das beim entspannten und tiefen Ein- und Ausatmen entsteht nachempfunden, und weist damit sehr schön auf das Wesen Gottes hin: Der, der (einfach) DA IST. (Das "da" ist hier natürlich als zeitlicher Begriff und nicht als Ortsangabe zu verstehen!) Wenn ich also bewusst atme, meinen Atem wahrnehme, dann bin ich dort wo Gott ist, dann begegne ich Gott - habe also eine spirituelle Erfahrung!
So einfach ist das.
Und so unspektakulär!
Immer dann wenn ich (in solchen Momenten) etwas genauer hinblicke (bewusster werde) und merke, dass ich nicht alleine am Werk bin, dass da jemand/etwas ist, das mich trägt, unterstützt, lehrt, herausfordert, liebt. Immer dann sind das meine, fast immer sehr unauffälligen, alltäglichen und unspektakulären spirituellen Erfahrungen, die mein Leben sinn-voll machen.
Die oben beschriebenen spirituellen Extrem-Erlebnisse sind ja auch nichts anderes als die Aneinanderreihung mehrerer solcher wahrnehmenden Momente, in welchen der betreffende Mensch "bewusst", also ganz "DA" ist, und tiefer in das Jetzt, weiter in die Gegenwart Gottes eindringt und dadurch tiefe(re) Empfindungen erlebt. Natürlich sind diese sehr schönen Erlebnisse (die es ja auch gibt) das, wonach wir Sehnsucht haben. Darüber sollte man(n) jedoch nicht die grundsätzliche "Einfachheit" und "Unauffälligkeit" von Spiritualität vergessen! - Diese "simple" Spiritualität
stellt letztendlich auch die Vorraussetzung für "große" Erlebnisse dar!
Literatur die ich zu diesem Thema sehr empfehlen kann:
"Jetzt! Die Kraft der Gegenwart!" von Eckhart Tolle